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"International Bun" Workshop mit Beatrice Schuett Moumdjian
14.09.2022
14:00
— 16:00
Story als Rezept
Am 14. und 15. September 2022 jeweils 14-16 Uhr bietet das Museum Brot und Kunst einen Workshop mit der multidisziplinären Künstlerin Beatrice Schuett Moumdjian an.
Aufbauend auf ihrem Konzept für ein internationales, post-koloniales Schnellrestaurant namens „International Bun“ möchte die Künstlerin mit den TeilnehmerInnen gemeinsam in einem Workshop persönliche Geschichten in Rezepte übersetzen.
Der Namen “International Bun” leite sich von gefüllten Backwaren aus unterschiedlichen Mehl- und Teigsorten ab, wie sie auf der ganzen Welt verbreitet sind. In ihren unterschiedlichsten Füllungen lässt sich oft ein Einfluss vom sogenannten Außen, dem vermeintlichen Anderen, zeigen. Ein Beispiel sind Kerrie Pans, mit Currypaste gefüllte Brötchen, die in Japan Verbreitung gefunden haben, nachdem japanischstämmige Kombüsenbesatzungen auf den Handelsschiffen Englands indisches Curry für die Crew zubereitet hatten, und dieses Gericht später nach Japan gebracht haben. In dieser Geschichte verbergen sich viele kleine Geschichten und Geschichte - in Japan ist Curry interessanterweise als westliches Gericht bekannt, was mit der nahezu völligen Abschottung des Landes über viele Jahrhunderte zusammenhängt, und damit, dass die Kolonialmacht England sich über diesen Zeitraum indische Erzeugnisse durch ihre Aktivitäten angeeignet hat. Hinter dem Begriff Kolonialisation verbergen sich unter anderem Mord, Rassismus und Unterdrückung, und Milliarden persönlicher Geschichten, die bis heute andauern.
Wir alle haben Geschichten zu erzählen oder sogar schon Rezepte parat, die irgendwie mit der politischen und gesellschaftlichen Landschaft in Verbindung stehen, selbst, wenn wir es nicht auf den ersten Blick erkennen. Vielleicht hat deine Großmutter einen Kuchen gebacken, den du bis heute nirgendwo anders in genau der Weise gefunden hast. Vielleicht gibt es eine Legende dazu, die du dir ersponnen hast, weil es niemanden mehr gibt, den du fragen könntest.
Ich z.B. gehe davon aus, dass ich nie wieder das spezielle armenische Malebi essen werde, das mir meine Ur-Großmutter in ihrer kleinen Küche in einem Hochhaus in Varna gekocht hat, bevor sie verstarb. Weil Bulgarien das Herstellerland von Rosenwasser ist, kochen dort ansässige Armenier ihr Malebi damit, anstatt mit Orangenwasser, das im Nahen Osten verwendet wird. Das besondere an meiner Erinnerung ist, wie meine Ur-Großmutter die Milchspeise angerichtet hat. Es sah aus wie ein schneeweisses, kreisrundes Spiegelei, übergossen mit Rosenwasser, auf dessen Anhebung ein perfekter runder Klecks rosa Lebensmittelfarbe schwamm. Diese persönlichen Erinnerungen sind notwendigerweise politisch, ob ich es will, oder nicht.
Der Ansatz von International Bun und diesem Workshop ist es, im gemeinsamen Gespräch persönliche Geschichten der Teilnehmer:innen zu erforschen und mit der Weltgeschichte zu verknüpfen. Im Workshop können wir uns darüber austauschen und Rezepte erfinden, die diese Geschichten kulinarisch repräsentieren können und auf diese Weise für die Zukunft archivieren.
Wir werden versuchen, ein gemeinsames Menü zu entwickeln, das alle Zutaten und Geschichten in sich vereint, und sind dabei an keine vorgefertigen Muster gebunden. Alle interessierten Teilnehmer:innen werden gebeten, mindestens eine Erinnerung oder ihnen wichtige Geschichte mitzubringen – das kann eine eigene erlebte sein, oder eine ihnen erzählte, eine bei TikTok, oder in der Tagesschau gesehene. Wichtig ist, dass ihr euch über die Emotionen, die diese Geschichte in euch auslöst, einigermaßen im klaren seid. Letztendlich ist die Frage, Warum diese und nicht eine andere Geschichte, mit der wir uns beschäftigen wollen?
Durch divergentes und assoziatives Denken, dass wir gemeinsam erproben können, kann so ein Menü pro Teilnehmer:in entstehen, oder ein oder mehrere kleine Menüs mit den Geschichten aller Teilnehmer. Basierend auf den aufkommenden Themen können wir die Geschichten gruppieren.
Außerdem können auch Rezepte oder eigene Bezüge zu Zutaten mitgebracht werden, die eurer Meinung nach eine Geschichte in sich verbergen. Diese Vermengung von Geschichte und Rezept kann sich miteinander zu etwas neuem verbinden, oder aber althergebrachtes neu aufladen.
Auf meiner Website findet ihr einen Einblick in ein früheres Menü mit eigenen Geschichten (deutsch ist weiter unten):
https://www.bpschuett.com/Projectsnew/international-bun/
Wenn ihr möchtet, könnt ihr euch gerne schon mit euren Geschichten im Vorfeld mit mir in Verbindung setzen, so dass sich eventuell schon ein gemeinsames Thema unter Teilnehmenden abzeichnet. Email: beamoum@gmail.com
Wir haben eine Küche zur Verfügung, aber durch die geringe Zeit von 6 Stunden verteilt auf zwei Tage würde ich sagen, dass wir uns nicht allzuviel darin vornehmen sollten. Für Getränke und vegetarische Snacks wird gesorgt sein.
Beatrice Schuett Moumdjian wird außerdem für das Museum Brot und Kunst eine temporäre Installation schaffen. Beides, sowohl die Ergebnisse des Workshops als auch das Kunstwerk werden während der Kulturnacht am 17. September öffentlich vorgestellt.
Informationen und Anmeldungen im Museum Brot und Kunst unter info@museumbrotundkunst.de oder Tel. 0731-1400910.
Wo: Museum Brot und Kunst, Dachgeschoss
Wann: 14. und 15.9., jeweils 14-16 Uhr
Die Teilnahme ist kostenlos.
Das Projekt wird im Rahmen von „Neustart Kultur“ vom Bund gefördert.