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KUNSTSAATEN barbara caveng: NUR KUNST - KEIN KRIEG
15.07.2022
Installation im Museum Brot und Kunst
Noch bis zum 4. September 2022 zeigt das Museum Brot und Kunst im Rahmen des „Kunstsaaten“-Projekts die Installation NUR KUNST – KEIN KRIEG der Berliner Künstlerin barbara caveng.
Zu den „Kunstsaaten“, der Fortsetzung der „Kultursaaten“ aus dem vergangenen Jahr, sind in diesem Jahr 5 Künstlernnen ins Museum Brot und Kunst eingeladen, die Ausstellungen mit Eingriffen und Statements zu ergänzen und zu befragen. Sie bringen internationale Blicke und aktuelle Diskurse ins Museum.
Die Berliner Künstlerin barbara caveng setzt sich seit 2003 kontinuierlich mit Krieg und seinen Auswirkungen auf das Leben der Menschen auf individueller und globaler Ebene auseinander. Dabei untersucht sie auch, wie wirtschaftliche Interessen die Existenzgrundlage von Menschen zerstören und Hunger als machtpolitisches Instrumentarium genutzt wird. Bereits 2012 realisierte sie die Arbeit Aish (Brot), mit Bezugnahme auf den Krieg in Syrien.
Im 3. OG des Museums, dort wo sonst die Besucherinnen die Videoinstallation „Die Zukunft der Ernährung“ erleben können, hat barbara caveng nun ihre raumgreifende Installation platziert. Sie basiert auf den Erfahrungen und Begegnungen der Künstlerin mit Menschen und Orten innerhalb der letzten sechs Monate während ihres Residenzstipendiums für partizipative Kunst in Pasewalk/ MV, wo ihr der Krieg durch Menschen aus der Ukraine sehr nahekam.
Die acht großen Bildschirme im Raum sind mit weißen Tüchern verhüllt, die ebenso an die Laken eines Lazaretts wie an Friedensfahnen erinnern können. Dies ist gewissermaßen das Spannungsfeld in dem Menschen den kriegerischen Konflikt mit seinen Auswirkungen auf ihr persönliches Dasein erleben.
Vor diesem Hintergrund macht das Werbeplakat einer Konditorei für „Granatsplitter“ deutlich, dass kriegerisches Vokabular nicht nur für süßes Gebäck verwendet wird, sondern auch Eingang in unsere Alltagssprache gefunden hat; wenn Neuigkeiten wie „Bomben einschlagen“ und Menschen „im Eifer des Gefechts“ Fehler machen. Und es stellt sich die Frage, welche Auswirkungen eine so gewaltvolle Sprache auf unser tägliches Miteinander hat?
Dass Hunger als existenzvernichtendes und machtpolitisches Instrument der Kriegsführung eingesetzt wird, thematisiert barbara caveng mit dem großen Ährenbrot HLAIBA, das sich aus vielen einzelnen kleinen Broten zusammensetzt und auch die Frage aufwirft, wie wir mit Nahrung umgehen. Die Besucherinnen sind aufgefordert selbst zu Hause weitere Brote dafür zu backen und so an dem Projekt teilzuhaben. Die Vorlage für das Ährenbrot hat die Künstlerin von einem Relief an einem ehemaligen Kornspeicher in Mecklenburg-Vorpommern abgeformt. Die Ähre, als Symbol seit jeher auch auf Münzen und Wappen, ist ein bildliches Versprechen für die Versorgung der Menschen mit Getreide und Lebensmitteln.
Das Getreide in den ukrainischen Getreidespeichern ist zum weltweiten Symbol im Kampf ums Überleben von unzähligen Menschen geworden. Wie wichtig ist neben dem täglichen Brot die geistige Nahrung, um als menschliches Wesen in existenziellen Notlagen bestehen zu können? In einer Serie von Videos, die während der ersten Kriegsmonate von Ukrainischen Studierenden der Taras Schewtschenko Universität in Kiew aufgenommen wurden, lesen die Studentinnen Auszüge aus ihrer Lieblingsliteratur und erzählen, warum eine bestimmte Erzählung oder ein Gedicht für sie von wichtig ist. Die Videoserie WARBREAD wird im Museum Brot und Kunst zum ersten Mal gezeigt.
Das „Kunstsaaten“-Projekt wird vom Bund im Programm „Neustart Kultur“ gefördert; ergänzend kommen noch Mittel aus dem Förderverein Museum Brot und Kunst e.V.
barbara caveng (1963) hat einen Schweizer Pass und lebt in Berlin.
Zum Team der Ladies Hlaiba gehören:
Lana Svirezheva, Claudia Snow, Elke Wiese, Larissa Soroko, Liudmyla Dybka, Manuela Ammon, Oksana Moskovchenko, Oksana Ostapchenko, Svitlana Svoboda Zinchenko, Vasileva Elmuradova
WARBREAD entstand in Zusammenarbeit mit Studierenden und Lehrenden der Taras Shevchenko National University of Kyiv unter Leitung von Maryna Bielinska.